«Sei wie der Bambus beuge, und biege dich anmutig, und du wirst niemals brechen.»
Das Sprichwort aus Japan verweist auf die Anpassungsfähigkeit von Bambus, der durch seine Fähigkeit sich mit dem Sturm zu bewegen, unglaublich widerstandsfähig ist. Doch die Anpassungsfähigkeit ist nicht die einzige vorteilhafte Eigenschaft des Bambus. Denn aus der schnell wachsenden Pflanze können auch Fasern und Cellulose für die Herstellung von Garnen gewonnen werden.
Bambuspflanzen wachsen in den tropischen und subtropischen Regionen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, wo sie geerntet und für die Faserproduktion aufgearbeitet werden. Die Faserbündel der Pflanze befinden sich im Bambusrohr. Um die Fasern aus dem sehr harten Rohr zu gewinnen, muss dieses zuerst wiederholt in Natronlauge weichgekocht werden. Mit Walzen wird das Rohr anschliessend gebrochen und die Fasern können freigelegt, kardiert, gekämmt und mit anderen Fasern zusammen weiterversponnen werden. Da sich aus Bambus relativ wenige Fasern extrahieren lassen und der Prozess der Fasergewinnung kostenintensiv und aufwendig ist, wird Bambus auch häufig als Cellulose Lieferant für die Herstellung von Viskose verwendet.
Cellulose ist in den Zellwänden jeder Pflanze zu finden und sorgt für deren Stabilität. Bei Viskose, die aus Bambus hergestellt wird, handelt es sich also um eine halbsynthetische Faser, die künstlich hergestellt wird aber aus natürlichem Bambuszellstoff besteht. Wird Cellulose dem Bambus entnommen, entsteht eine weisse Masse, die eine fasrige Struktur aufweist. Das Material gehört zu den natürlichen Polymeren und kann zusammen mit Natronlauge und Schwefel zu einer zähen Spinnmasse gelöst werden. In einem sauren Spinnbad wird die Masse im Nassspinnverfahren wieder zu Filamenten verfestigt. Danach wird das Filament gewaschen und die Chemikalien werden ausgeschwemmt, bis das Garn am Ende wieder aus 100 Prozent Cellulose besteht. Am Ende muss der Spinnfaden noch verstreckt werden, bevor er als fertige Viskose aufgespult wird.
Viskose und besonders Bambusviskose bietet eine umweltfreundliche Alternative zu Polyamid, da bei der Herstellung ein schnell nachwachsende Rohstoff Bambus-/Cellulose verwendet wird und kein Erdöl gewonnen werden muss. Zudem werden für den Anbau von Bambus keine Unmengen an Wasser und gar keine Düngemittel oder Pestizide benötigt. Auch die industriellen Produktionsprozesse für Viskose haben sich in den letzten Jahren stark verändert. So werden Chemikalien in geschlossenen Wasserkreisläufen gehalten und nicht ins Abwasser entlassen. Der Energieverbrauch der gesamten Lieferkette wird zusätzlich laufend optimiert. Für die Herstellung von Bambusviskose sind jedoch keine internationalen Standards festgeschrieben und die nachhaltigen Herstellungsmethoden hängen von der Fortschrittlichkeit der Produzenten ab. In unseren Garnen werden deshalb ausschliesslich Bambus-/Viskosen von verantwortungsvollen Herstellern eingesetzt. Die Bambusviskose in unserem Garn LIZA stammt aus der Produktion von Tangshan Sanyou aus China.
Gut zu wissen ist auch, dass Cellulose nicht nur aus Bambus gewonnen werden kann. Auch Eukalyptus, Pinien-, Fichten- oder Buchenholz eignet sich für die Gewinnung des Zellstoffs. Mit ähnlichen Eigenschaften wie Baumwolle, jedoch glatter und mit seidigem Glanz, zeichnet sich Bambusviskose durch eine hohe Atmungsaktivität und Feuchtigkeitsaufnahme aus. Aufgrund ihrer hohen Saugfähigkeit und einer gut isolierenden Wirkung wird Viskose sowohl für die Konstruktion von Sommer- und Wintergarnen eingesetzt. Zudem lässt sich Viskose problemlos mit tierischen und pflanzlichen Fasern mischen, um die gewünschte Qualität eines Garns zu erreichen. Strick- und Häkelkleider aus Viskose können je nach Konstruktion einen fliessenden Fall aufweisen und entweder hochglänzend oder tiefmatt daherkommen. Auf den Nadeln verhält sich eine reine Viskose nicht elastisch, es empfiehlt sich also Nadeln zu verwenden, welche es dem Garn erlauben etwas zu gleiten. Wer sich zum Stricken und Häkeln ein unkompliziertes, glattes und weiches Garn wünscht und zu dem mit schwitzenden Händen zu kämpfen hat, vertraut seine Hände und Nadeln am Besten der Bambusviskose an.
Quellen
Hessnatur 2024, Textillexikon, Bambus, Bambus - Definition - hessnatur Textillexikon, 20.02.2024
Materialarchiv 2024, Bambusfasern, Bambusfasern | Material-Archiv (materialarchiv.ch), 20.02.2024
Hendschel 2015, S. 1-20 und Material-Archiv, Viskose, und Seilnacht.
Sanyou Group 2024, News Center, Blockbuster! Sanyou Chemical Fiber was awarded the title of national green factory - Corporate News - 三友集团 (ts-sanyou.com.cn), 23.02.2024.